DIE GESCHICHTE VON ABARTH – LEBE DEINE LEIDENSCHAFT

 

Kaum ein anderer lebte seine Leidenschaft wie Carlo Abarth. Seine Liebe gehörte der Geschwindigkeit. Sein Leben war der Rennsport. Sein Ehrgeiz das Siegen. Die Geschichte Abarths ist die Geschichte von Carlo Abarth. Es war seine Faszination für den Rennsport, sein Ohr für den Klang der Motoren, sein Auge für die Schönheit der Technik und seine Begeisterung für ihre Geheimnisse und Möglich­keiten, die den Namen prägten – und prägen. Sein geniales Talent als Rennfahrer, Mechaniker, revolutionärer Konstrukteur und Designer, aber auch sein unablässiger Wille trotz schwerer Unfälle, Verletzungen und menschlicher Enttäuschungen immer wieder in die Welt des Renn­sports zurückzukehren, machten den Namen Abarth zu einem Mythos. Es war der beissende Geruch der Piste, der Carlo Abarth glücklich machte – und wenn er etwas tat, das dem Rausch der Geschwindigkeit.

 

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Carlo Abarth

 

Das schnellere Auto war für Carlo Abarth ein gutes Auto. Nur wenn er als Erster durchs Ziel schoss, war er zufrieden. Was er wirklich wollte, gelang ihm. Auch wenn er dafür ein Fahrzeug umbauen musste. So erfand er das Tuning. Und seine Autos wurden Legenden.
Carlo Abarths Lebensgeschichte erzählt von einer Serie von Siegen und genialen Konstruktionsideen. Doch Carlo Abarth wäre nicht Carlo Abarth gewesen, wäre diese Geschichte glatt und einfach verlaufen. Als leidenschaftlicher Mensch entwickelte er oft unmöglich scheinende Ideen. Gleichzeitig forderten sein starker Wille und sein Stolz, dass er diesen auch nachging. Dabei war er gnadenlos mit seinen eigenen Kräften. Und was er von sich selbst erwartete, verlangte er auch von anderen. So forderte er zum Beispiel 1934 – um öffentliches Interesse für eines seiner Motorradgespanne zu erregen – den «König der Züge und Zug der Könige», den legendären Orientexpress, zu einem Wett­rennen heraus. Ein Sieg schien absolut unmöglich: In weniger als 24 Stunden – der Zeit, die der Zug brauchte – war eine 1’372 km lange Strecke auf schlechten Strassen durch mehrere Länder zu bewältigen. Abarth startete mit Joseph Holly, selbst erfahrener Renn­fahrer und Mechaniker. Und unter Aufbietung aller Kräfte – und nach einem kleinen technischen Umbau – gewannen sie das Rennen.Kein anderer als Carlo Abarth konnte eine derart verrückte Idee entwickeln – und sie umsetzen. Erfolgreich umsetzen.

 

Carlo Abarth vor seinen Autos

 


 

Carlo Abarth –
Der Unternehmer

 

Carlo Abarth war Rennsport, Rennsport war Carlo Abarth. Bis ein letzter schwerer Unfall Carlo Abarth Ende der 30er-Jahre zwang dem aktiven Motorsport den Rücken zu kehren. Doch seine Leidenschaft war nicht besiegbar, sein Kampfgeist ungebrochen.

Der Weg Carlo Abarths als Unternehmer begann. Er begann als Direktor einer kleinen Firma mit dem Namen Cisitalia, die den Motor­sport in Italien nach dem Krieg wiedererwecken wollte.
Die Grundidee war einfach: Es sollten Rennen mit technisch gleich­wer­ti­gen oder identischen Wagen stattfinden, die in grösserer Stück­zahl produziert werden konnten, damit für den Sieg nur noch die Geschicklichkeit des Fahrers entscheidend war. Cisitalia baute einen kleinen Rennwagen, den Cisitalia D46, die sieben besten Fahrer wurden für ein erstes Rennen gewonnen. Ganz Turin war begeistert. Die Schlagzeilen überschlugen sich. Eine neue populäre Motorsport-Ära war eingeleitet.

Das ehrgeizige Projekt des Cisitalia Grand Prix-Wagens, eines Vor­läufers der heutigen Formel-1-Fahrzeuge, brachte Cisitalia allerdings bald in finanzielle Schwierigkeiten. Aber Carlo Abarth fand in Armando Scagliarini einen rennsportbegeisterten Grossgrundbesitzer, mit dem er 1949 das angeschlagene Unternehmen übernahm und in Abarth & C. umfirmierte.

Der schon jetzt ruhmreiche Name Abarth erhielt als Markenzeichen sein Sternzeichen: den Skorpion. Der auf allen Rennstrecken bald ebenso beliebt wie gefürchtet war.

 

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Im Zeichen des Skorpions

 

Carlo Abarth lebte weiter für den Rennsport. Aber er war zu klug und hatte zu viel erlebt, um nicht einen glasklaren Erfolgsplan für Abarth & C. zu machen. Zunächst rief er die Rennfahrer-Grössen seiner Zeit in das neu gegründete «Carlo Abarth-Team». Fahrer wie Tazio Nuvolari, Emilio Romano und Luigi Valenzano fuhren mit den verbliebenen Cistalia-Modellen zu den ersten Siegen – aber es gab auch Nieder­lagen. Die Technik der Autos verlangte nach Weiter- und Neu­ent­wick­lung. Rennsport war teuer.Abarth & C. brauchte eine Alternative, um die Finanzierung zu sichern. So begann Carlo Abarth Anfang der 50er-Jahre Umbausätze mit dem Zeichen des Skorpions – Abarth-Kits – zur Leistungssteigerung von Serienautos zu entwickeln. Intuitiv setzte er als Erstes auf eine Aus­puff­an­la­ge in elegantem Schwarz mit verchromtem Endstück, deren geschickte Werbekampagne den vollen Klang des Auspuffs in den Mit­tel­punkt rückte.

Schnell war der Abarth-Auspuff begehrt. Denn die Siege des «Abarth Teams» machten den Skorpion berühmt. Und berüchtigt.

 

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Abarth in Serie

 

Die Piste war Carlo Abarths Zuhause. Aber die Strasse brachte andere Erfolge, die ihn begeisterten. Mit dem Abarth 750 brachte Abarth & C. das erste Abarth-Serienmodell auf den Markt. Und auch das musste perfekt sein. Carlo Abarth testete jedes seiner Autos persönlich. Befriedigte ihn der Test nicht, unterbrach er die Produktion und arbeitete selbst an dem Fehler, bis er behoben war. Absolute Perfektion war sein Ziel.Mit der Rennversion des 750 plante er die Aufstellung eines Langstreckenrekords auf dem Autodrom in Monza. Einerseits, um seine neuen technischen Ideen zu testen, aber vor allem, um die Presse für seine Autos zu gewinnen. Ziel war die Einstellung des Rekords der Klasse H (501 bis 750 ccm).
Am 17. Juni 1956 gingen vier junge Fahrer behindert von schwerem Regen und Nebel an den Start. Trotzdem gelangen in 24 Stunden problemlos 3’743.642 Kilometer und die Einstellung des Rekords. Eine Serie von insgesamt 20 internationalen Rekorden sollte folgen. Die Öffentlichkeit war beeindruckt.

Auf den Rennstrecken ging die Siegesserie weiter. Der Abarth 750 erfuhr 31 Klassensiege. Auch Carlo Abarth war zufrieden. Und weitere Serienmodelle, wie z.B. der legendäre 500 Abarth, folgten.

 

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Abarth im Ausland

 

Carlo Abarth hatte das Talent, seine Energie auf andere zu über­tra­gen. Es gelang ihm fast immer aus Allen und Allem Höchst­leis­tun­gen herauszulocken. Abarth & C. wurde grösser. Der Skorpion erlebte in den 60er-Jahren sein goldenstes Zeitalter.Die Begeisterung für die kleinen Abarth-Rennwagen übertrug sich ins Ausland. 1958 erhielt Carlo Abarth Besuch von Franklin D. Roosevelt, einem Sohn des früheren US-Präsidenten. Roosevelt war ein genialer Geschäftsmann, Politiker, ein begeisterter Sportler und Besitzer eines Rennstalls. Die beiden verstanden sich auf Anhieb.

Der Skorpion brach auf in die USA. Und fast jeder seiner Stiche sass. Mit dem Abarth 750 Record Monza holte sich das junge Roosevelt-Team in den USA schon im ersten Jahr 17 regionale und nationale Siege. Abarth machte amerikanische Schlagzeilen. Die Abarth-Siegesserie der 60er-Jahre war ohne Beispiel. 1969 blickte Carlo Abarth nach 20 Jahren Rennsport auf fünf Marken-WM-Titel und fast 5’000 Rennsiege in den verschiedensten Klassen zurück.

Der Ruhm der kleinen Abarths sorgte für die Verbreitung des Skor­pi­ons in Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und den USA. Abarth wurde zum geflügelten Wort. Man bestellte keinen starken Kaffee mehr, sondern sagte gleich: «Mach mir einen Abarth-Kaffee.»

 


 

ABARTH IN DEN SIEBZIGERN

 

Die Zeiten wurden schwieriger. Das hohe Engagement im Rennsport zehrte an den finanziellen Kräften. Die politischen Umbrüche Ende der 60er-Jahre hatten Gesellschaft und Arbeitslandschaft verändert. Die Macht der Gewerkschaften wuchs. Streiks behinderten die Produktion. Das Auto bekam immer mehr Funktionscharakter. Auch im Rennsport wurden Reglement und Konkurrenz schärfer. Carlo Abarth kämpfte mit grimmiger Entschlossenheit. Aber er wurde älter. Schmerzvoll erlebte er, wie streikende Gewerkschafter versuchten selbst die Teilnahme an den geliebten Rennen zu boykottieren. Die Schwierigkeiten der Abarth & C. wurden unüberwindbar. Und Carlo Abarth wollte sein Le­bens­werk schützen. Klug wie er war, führte er seinen Kampf nicht um jeden Preis zu Ende. 1971 übergab er «seine» Firma an Fiat und arbeitete von da an als Berater. In den folgenden Jahren zog er sich jedoch immer mehr zurück. Seine Gesundheit war angeschlagen.
1979 besuchte er ein letztes Mal das Werk in Turin. Am Schreibtisch seines engen Mitarbeiters Avidano lagen die Konstruktionspläne des neuen Abarth-Monoposto: «Ich habe noch nie ein hässlicheres Auto gesehen», empörte er sich, nahm die Schere und arbeitete zum letz­ten Mal am Entwurf eines Autos. Seine Mitarbeiter hatten Tränen in den Augen. Am 23. Oktober 1979 starb er. Doch – vorausschauend wie er war – hatte er mit der Übergabe seines Lebenswerks die nötigen Bedingungen geschaffen, damit danach in den Autos, die in seinem Namen unter dem Zeichen des Skorpions gebaut wurden – und werden –, sein Geist weiterleben konnte. Carlo Abarths Leidenschaft ist in ihnen lebendig.

 

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